Senkungen im Salzbergbau

Im Salzbergwerk Borth am Niederrhein wird unter Tage in einer Tiefe von 800 Metern Salz abgebaut. Durch Sprengung des Salzes entstehen Abbaukammern, die bis zu 20 Meter hoch, 20 Meter breit und mehr als 200 Meter lang sind (unter der Bislicher Insel sind sie sogar noch größer). Zwischen diesen Kammern verbleiben Pfeiler von mehr als 20 Metern Breite. Das abgebrochene Salz wird über Transportbänder in unterirdische Salzsilos nahe des Förderturms befördert. Von dort gelangt es über Aufzüge an die Oberfläche zur weiteren Verarbeitung.

Der Begriff „Steinsalz“ ist dabei irreführend, da Salz nicht hart wie ein Stein ist, sondern sich unter Druck plastisch verhält.

Eine kuriose Annahme unter alten Bergleuten besagt, dass Salz „wächst“. Diese Idee entstand, weil sie beobachteten, dass sich im Laufe der Jahre der Boden und die Decke der Salzkammern immer weiter annäherten. Auf Nachfrage erklärten die Bergleute, dass das Salz „wachse“.

Der untertägige Salzberg ist mit einer Mächtigkeit von 800 Metern massiv und übt durch sein Gewicht enormen Druck auf die Salzpfeiler zwischen den Kammern aus. Durch den hohen Druck beginnen die Pfeiler über die Jahre hinweg abzuschälen. Dies führt zu einem stetigen Anstieg des spezifischen Drucks auf den Boden der Salzkammern. Im Laufe von 100 bis 200 Jahren wird dieser Druck so groß, dass die Pfeiler zunehmend schmaler werden, bis schließlich die Decke und der Boden der Kammern wieder fest aufeinandertreffen. Erst dann sind keine Senkungen mehr zu verzeichnen, und es tritt die sogenannte „Bergruhe“ ein.

Da das untertägige Gebirge nicht homogen ist, sondern aus Felsen und weicheren Substanzen besteht, führt dieser Prozess zu unregelmäßigen Senkungen an der Oberfläche. Besonders an den Enden der Salzkammern entstehen starke Rissbildungen. Diese Risse manifestieren sich an der Oberfläche, etwa an Häusern, Straßen, Kanälen und Deichen.

Über den leeren Salzkammern bilden sich an der Oberfläche Senken, die in der Endphase (Bergruhe) eine Tiefe von mehr als 4 Metern erreichen können. Kommt es in unserer zu einer Starkregenkatastrophe, wie die in Sonsbeck am 6. Juni 2016, dann werden viele Gebäude und vor allem Keller betroffen sein. Gutachter stellten fest, dass die Abwasser- und Regenwasserkanäle den geltenden Normen entsprachen, auch in Wesel-Büderich. Bei einem solchen Starkregenereignis können nicht nur Keller voll laufen, sondern das Wasser kann auch in Erdgeschosswohnungen bis zu 1,50 Meter (oder mehr) hoch stehen.

Wer trägt die Verantwortung für diese Schäden? Die Kommune? Nein, da die Kanäle den gesetzlichen Anforderungen entsprechen. Der Verursacher? Nach dem Bundesberggesetz ist es der Betreiber des Bergwerks, doch dieser beruft sich auf den Katastrophencharakter des Ereignisses und übernimmt keine Haftung. Und die Versicherungen? Diese versuchen zunächst, die Verantwortlichen ausfindig zu machen. Selbst Elementarschadenversicherungen zahlen erst, nachdem die Schuldfrage geklärt ist.

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Freitag, 9. April 2025, 20:04 Uhr:
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Wir berichten regelmäßig im Radio KW Bürgerfunk über den Salzbergbau. Jeweils am 2. Freitag eines Monats werfen wir einen Blick auf den Salzbergbau, auf aktuelle Entwicklungen zum anstehenden Planfeststellungsverfahren und führen Interviews mit Experten durch.

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